Die Visual Editor-Umfrage

Der Visual Editor existiert in der Wikipedia schon seit 2013. Er soll eine benutzerfreundliche und leicht erschließbare Benutzeroberfläche darstellen, für die weder HTML- noch sonstige Programmierkenntnisse erforderlich sind. Damit sollen Hemmschwellen abgebaut werden und Menschen, die vorher durch die komplizierte Benutzeroberfläche abgeschreckt waren, an Wikipedia herangeführt werden.

Noch befindet sich der Visual Editor in seiner Beta-Phase. Software muss mehrere Entwicklungsstadien durchlaufen, bis sie völlig ausgereift ist: nach der sehr unfertigen Alpha-Phase kommt die Beta-Phase, in der das Programm schon auf breiter Basis getestet werden kann. Ist die Beta-Phase abgeschlossen, ist das Programm meist auch marktfähig.
Die Wikimedia Foundation arbeitet aktiv an der Verbesserung der Beta-Version des Visual Editors. Zu diesem Zweck wurde vor kurzem gebeten, an einer kurzen Umfrage teilzunehmen. Als zuverlässige Nutzerin habe ich natürlich sofort teilgenommen – für die Zukunft!!

Die ersten Fragen drehten sich darum, warum, wie, und wie oft ich den Visual Editor nutze. „Fast immer“ kam wie aus der Pistole geschossen. Dann wollte Wikimedia erfahren, was aus meiner Sicht das eine größte Problem des Visual Editors sei. Während eine ganze Reihe von Problemen als vorgegebene Antworten aufgezählt wurden, bin ich bisher nur zwei dieser Probleme begegnet. Auf der letzten Seite war dann ein Freifeld zu finden, in dem man unverfangen Vorschläge machen konnte, wie dieses eine Problem lösbar wäre.

Die Umfrage kann entweder hier per HTML-Editor ausgefüllt werden, oder man wartet darauf, dass ein Direktlink auf eine benutzerfreundliche Umfrage auf die eigene Benutzerseite gestellt wird.

Ich habe nicht länger als zwei Minuten für die Umfrage gebraucht – aber ich denke, die Ergebnisse können der Wikimedia Foundation viele nützliche Erkenntnisse bieten! Falls also die Möglichkeit besteht: unbedingt mitmachen!

Wikipedia wird weiblich! Seminar in Bad Urach

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„Das ist so ein Checker“, hörte man während des Seminars oft im Haus auf der Alb. In Wikipedia scheint es genügend „Checker“ zu geben, um damit ein ganzes Schwimmbad zu füllen. Was ist ein Checker? Das Wort ist männlich und ein Anglizismus – wie sehr vieles in der Computerwelt. Es bezeichnet die Nutzer, die besonders gut mit der Online-Enzyklopädie umgehen können und das auch zeigen. Sie erschienen wie aus dem Nichts, nachdem die Wikipedia-Artikel der Teilnehmerinnen am Seminar „Wikipedia wird weiblich“ hochgeladen wurden.

Das ist nun aber ein wenig vorgegriffen. Man sollte immer am Anfang anfangen, daher: Freitag, 20. März 2015, 25 optimistische Teilnehmerinnen treffen in Bad Urach im Haus auf der Alb ein, damit Wikipedia endlich weiblicher wird. Die gegenseitige Vorstellung erfolgte mit den Benutzerinnennamen, dann wurden vorbereitete Frauenbiografien gewählt, die im weiteren Verlauf des Seminars in die Wikipedia gestellt werden sollten. Auch dieser Blog sonnte sich im Rampenlicht, bevor jedes Licht erlosch und der nächste Tag anbrach.

Mit einer breiten Einführung von Wikipedia begann der Samstag. Was ist das eigentlich, dieses Wikipedia? (Gute Frage, oder? Die Antwort: schnelle Enzyklopädie. „Wiki“ ist hawaiianisch für „schnell“ und „pedia“ kommt vom englischen „encylopedia“.) Wie viele Frauen gibt es in Wikipedia? (Wenige. Sehr wenige.) Warum ist das nicht in Ordnung (die Perspektive von 50% der Bevölkerung ist kaum repräsentiert in einem Medium, das von 99,999% der Bevölkerung genutzt wird), und warum gibt es so wenig Frauen, die Artikel schreiben? (Die Technik! Die Unsicherheit! Die Gesprächskultur!) Und vor allem: Was können wir tun, um das zu ändern? (Es stellt sich heraus: Einiges.)

Die technische Einführung in die komplexe Artikelerstellung folgte. Nach dem Mittagessen und einer Führung durch den Veranstaltungsort wurde dann mit der Arbeit begonnen. Mit PC und Laptop ausgestattet wurden Artikel auf Word geschrieben, oder auch Änderungen an bestehenden Artikeln durchgeführt, und die Teilnehmerinnen waren so tief versunken in ihrer Arbeit, dass niemand bemerkte, als es Zeit wurde für Kaffee und Kuchen. Und wenn Essen vergessen wird – das will schon etwas heißen! Nach einer kurzen Lebensmittelpause wurde dann auch fleißig weitergearbeitet. Am Ende des Tages waren mehr als zehn neue Artikel online.

Sonntag drehte sich dann alles um die Frage: Wie machen wir weiter? Aber auch auf diese Frage wurden schnell Antworten gefunden. Diese alle einzeln aufzuzählen würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, daher an dieser Stelle nur so viel: Wenn alles läuft, wie es geplant ist, dann wird Wikipedia zweifellos weiblich.

Zum Schluss wurden dann noch am Tag zuvor erstellte Artikel überprüft: Hoffnung auf Sichtung gegen Angst vor Löschung. Ein paar Artikel waren auch tatsächlich schon gesichtet, inzwischen, zwei Tage nach dem Ende des Seminars, auch die Mehrzahl der restlichen. Daher nun das Plädoyer, dem Begriff des „Checkers“ die „Checkerin“ entgegenzustellen: eingedeutschter Anglizismus, weiblich, Substantiv; eine Nutzerin der Wikipedia, die sich gut auskennt und das auch zeigt.

Sichten – Ein Mysterium für sich

Der Artikel ist fertig und hochgeladen, harte Arbeit wurde getätigt, das Endprodukt ist relevant und gut geschrieben und ausgezeichnet belegt – aber nicht online. Warum das? Es wartet noch auf die Sichtung.

Die Sichtung
Eine Sichtung ist zunächst einmal nicht sehr aussagekräftig – aber ihr Ausbleiben kann verheerende Folgen haben. Was ist eine Sichtung? Es gibt User bei Wikipedia, die bestimmten Anforderungen genügen und dafür das aktive Sichtrecht erhalten haben. Nur sie können einen Artikel freischalten, wenn er von einem User ohne Sichtrecht hochgeladen wurde. Die Freischaltung erfolgt dabei anhand von Relevanzkriterien und fehlendem Vandalismus – ansonsten muss der Artikel keinen besonderen Qualitätsansprüchen genügen. Auch jede noch so kleine Änderung an Artikeln muss gesichtet werden, bevor sie standardmäßig sichtbar wird. Ohne Sichtung ist der Artikel oder die Bearbeitung für Menschen ohne Konto nur über Umwege lesbar, daher ist eine schnelle Sichtung unumgänglich!

Wie werde ich Sichterin?
Es gibt zwei Arten von Sichtungsrechten. Da ist zunächst einmal das passive Sichtrecht. Das bedeutet, die Änderungen, die man selbst an Artikeln vornimmt, werden automatisch übernommen. Auch eigene Artikel werden automatisch hochgeladen. Dieses Recht erhält man, wenn man mehrere Kriterien erfüllt: man muss seit 30 Tagen Mitglied sein, 150 Bearbeitungen durchgeführt haben und noch nie gesperrt worden sein, unter anderem.
Das aktive Sichtrecht erlaubt es, die Artikel von Mitgliedern ohne Sichtungsrechte freizuschalten. Für dieses Recht müssen ähnliche Kriterien erfüllt werden. So muss man seit 60 Tagen Mitglied sein, 300 Bearbeitungen durchgeführt haben, das auf mindestens 14 Seiten, und noch einige andere.

Die Technik
Man erkennt ungesichtete Artikel und Änderungen an einem kleinen grauen Symbol rechts oben und einem „Nicht gesichtet“. Konten mit aktivem Sichtrecht erhalten dazu noch einen Kasten, in dem sie zwischen Sichten und Änderungen verwerfen wählen können. Bei der ersten Sichtung eines neuen Artikels wird dabei besondere Mühe verwendet, weil jede weitere Sichtung danach sich nur noch auf die neuen Änderungen beschränkt. Daher ist eine Erstsichtung zeittechnisch kostspielig; die Warteschlange ist lang, und es kann durchaus mehrere Tage dauern, bis der eigene Artikel gesichtet wird.

Über eine Woche zu warten ist nicht ungewöhnlich
Durchschnittlich muss eine Benutzerin ohne Konto 15 Stunden warten, bis ihre Änderung an einem Artikel gesichtet wird. Dafür sorgen 15.449 aktive Sichter*innen. Die durchschnittliche Sichtungszeit aller Änderungen, auch neu hochgestellter Artikel, beträgt jedoch knapp eine Woche. Insgesamt gibt es in der deutschen Wikipedia knapp 1,8 Millionen komplett gesichtete Artikel. Knapp 7.000 Artikeländerungen und 190 neue Artikel warten noch auf eine Sichtung. Das ist ein Verhältnis von knapp 260 gesichteten Artikeln zu einem ungesichteten Artikel.

Also auch, wenn es mal etwas länger dauert, bis der eigene Artikel freigeschaltet wird – Geduld ist das Zauberwort. Man kann ja in der Zwischenzeit 260 andere Artikel lesen.